Heimatmuseum

hier gehts zur Geschichte von Hergensweiler

Bilder aus dem Heimatmuseum

   
Heimatmuseum Hergensweiler

Das Heimatmuseum Hergensweiler wurde von Georg Schweinberger in den 30er Jahren angefangen. Unterstützt wurde er dabei vom Trachtenverein, dessen Vorsitzender er war. Schweinberger war ein einfacher Zimmermann, der sich aber selber in seinen Aufschreibungen öfters als Heimatforscher bezeichnet. Er starb 94jährig im Jahr 1978. Mit 83 Jahren erhält er die silberne Ehrennadel der Gemeinde, und an seinem 90. Geburtstag wird er zum Ehrenbürger ernannt. Nach einer Präsentation der Exponate im Saal des Gasthofs ,,Sonne" vom 31.7. bis 30.9.1934 wird das Sammelgut der Gemeinde übergeben mit der schriftlich vorgenommenen Verpflichtung, dass es in Hergensweiler verbleiben müsse.
Es kam ,,vorläufig" in zwei Räume des Feuerwehrhauses. Nach Kriegsende verging kaum ein Jahr, ohne dass Schweinberger einen ,,Brandbrief" an die Gemeinde sandte, in welchem er die ungenügende Präsentation dieses ,,Kulturgutes" anprangerte. 1971 wurde dann endlich in zwei Räume des Rathauses umgezogen. Die Bestände wuchsen unaufhörlich. 1976 wurde deshalb des Dachgeschoss des Rathauses ausgebaut. Das Museum hatte nunmehr 6 Räume.
Endlich, 1981, konnte die Gemeinde den alten Pfarrhof erwerben. Das Erdgeschoss des Gebäudes stammt aus dem 14. Jahrhundert und war früher Salzfaktorei. Als die Monfort-Rothenfels 1550 die Oberjoch-Straße ausbauten, wurde der untere Salzweg über Kempten nach Lindau unrentabel. Das Gebäude wurde aufgestockt und ab ca. 1600 bis 1935 als Pfarrhof genützt.

   Postkarte von 1905

1988 wurde ein Museumsverein gegründet. 1989 endlich konnte nach Renovierung des Hauses, einer sorgfältigen Inventarisierung und Umzug in die jetzt 20 Räume, das Museum wieder eröffnet werden. Die Führungslinie wurde mit den  Fachleuten der Abt. Nichtstaatliche Museen des National-Museums erarbeitet.
Das Erdgeschoss ist der Landwirtschaft und ihrem Nebenerwerb gewidmet, wie Mosterei, Brennerei, Imkerei, Sennerei und einer alten Kücheneinrichtung.
Im 1. Stock mit seinen repräsentativen Möbeln wird der größte Raum als Trauungszimmer für alle standesamtlichen Hochzeiten genutzt. Ferner gibt es ein Biedermeier-Zimmer, ein klassizistisches Schlafzimmer, je ein Raum ist der Dorfgeschichte und den Trachten gewidmet. Es gibt auch mehrere Schränke mit textilen Kostbarkeiten. Im Dachgeschoss findet man eine komplette Schuhmacher-Werkstatt sowie eine Sattlerei und Werkzeuge der Holz- und Metallbearbeitung, aber auch ein Regal mit Feierabend-Ziegel.
Als vor 25 Jahren der jetzige Museumsleiter mit der Arbeit begann, empfahl er dem Gemeinderat, den Sammelschwerpunkt ,,Volksfrömmigkeit zwischen Glaube und Aberglaube", um sich von den üblichen Heimatmuseen abzuheben. Die Gemeinde unterstützte diesen Vorschlag auch finanziell. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Inzwischen besitzt das Museum eine der interessantesten Spezial-Sammlungen der Volksfrömmigkeit in Süddeutschland. 6000 Andachtsbildchen, 1000 religiöse Medaillen, 400 verschiedene Rosenkränze, 30 Breverl, 25 verschiedene Geldbeutel-Figürchen, Fraisenketten, Segenskreuze von Caravacca, Donauwörth, Scheyern, Ulrichskreuze oder ein Namen-Gottes-Kreuz, von dem Kurat Frank in den ,,Deutschen Gauen" schreibt, dass sie im Allgäu in Quellen versenkt wurden, um sie vor Vergiftung zu schützen bilden den Schwerpunkt der Sammlung.
Die Spezialisierung der Sammlung auf religiöse Objekte hat auch schon einige Sammler veranlasst das Heimatmuseum zu beerben. Die Sammlung ist inzwischen so bekannt, dass wir laufend von Museen um Leihgaben für Sonderausstellungen gebeten werden. So waren wir in der Rosenkranz-Ausstellung  des  Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld mit 50 Exponaten vertreten, oder im Katalog des Bad. Landesmuseums Karlsruhe zur Ausstellung ,,Hexen in Südwestdeutschland" waren 10 Schwarz/Weiß-Fotos und 2 Farb-Fotos von Hergensweiler Exponaten, um nur die Bedeutendsten zu nennen. Solche Erfolgserlebnisse machen Mut zum Weitersammeln, allerdings müssen wir bei größeren Museumsstücken jetzt bremsen, denn auch in einem 4stöckigen Pfarrhaus gibt es Platzprobleme!

Text von: Georg Rehm, ehem. Museumsleiter
 
 


Stand: 01.03.16 / © 1998 by Michael Rehm